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  • AutorenbildAngela Brückl

Der Hof


Früher…vor 35 Jahren habe ich mich wohl gefühlt auf unseren Hof…ich wollte Bäuerin werden, wollte viele Tiere haben, ja die Tiere, die haben es mir angetan. Deshalb wollte ich es auch nicht akzeptieren, dass man nur Profit aus ihnen schlug. Irgendwann war auch mein Denken auf Geld programmiert. Ich weiß noch genau wie wir im Berufsausbildungszentrum, die Berufe nach dem Verdienst ausgesucht haben. Und so kam es, dass ich eine ganz normale Lehre als Industriekauffrau machte.


Es kam eins aufs andere, Arbeit, Ehe, Kinder, Krankheit. Mit meinem Bandscheibenvorfall wurde ich von 100 auf 0 befördert und mir war sofort klar, dass es nicht einfach so geschah. Ich war mittlerweile sogar als Floristin selbstständig und wollte immer wieder den Hof meiner Eltern übernehmen um mein Geschäft dort aufzubauen.


Unausweichlich passierte was passieren sollte, mein Vater hatte einen Riss der Hauptschlagader Nähe des Herzen, trotz alles Tragik überlebte er diese Krankheit. Es kam zu einem Nahtoderlebnis. Wer weiß was dadurch in ihm passierte, aber er wollte jetzt den Hof übergeben. Es war Ende Dezember 2013.


Auch ich beschäftigte mich schon das Ganze Jahr, wie mein Weg weitergehen sollte. Meine Kindheit war eine entscheidende Hilfe, denn mein größter Traum war es immer ein Pferd zu besitzen. Denn auch die Floristik löste keine Zufriedenheit in mir aus. Von Freunden und Bekannte wurde ich sehr dazu aufgemuntert, ich soll doch auf jeden Fall mit den Blumen und Dekoration weitermachen. Diese Kreativität die ich habe sein unglaublich. Ich sah ja selber, dass ich sehr kreativ bin und auch über einen sehr guten Geschmack verfügte, aber warum stockte den alles so. Als ich vorm Computer saß, googelte ich „Kreativität mit Pferden“. Mir war so als musste ich diese beiden Themen verbinden. Meine Anmeldung bei Ulrike Dietmann, zum Kurs „Reise zum kreativen Selbst“ war das Ergebnis meiner Suche.

Gestärkt von dieser Heldenreise, begann ich den Daheimgebliebenen von meinem Vorhaben zu erzählen. Ich wollte mit Pferden Menschen heilen. Ich sah eine ganze Herde auf unseren wiedereingesäten Wiesen. Ich malte ein ganz neues Hofbild. Es wartete viel Arbeit, also warum auch nicht Seminare darum zu gestalten, wenn es um Heuernte oder Stallarbeit ging. Erst durch die eigene Erfahrung gab vieles oft einen Sinn. Aber das waren erst die ersten Ideen. Mit diesem Vorhaben wollte ich meinen Vater überzeugen, einen ganz anderen Weg mit dem Hof zu gehen. Ich war so euphorisch und voller Glauben, dass auch mein Vater mit mir dieses Wagnis wagte. Die Anfrage einer Einstellerin mit Sechs Pferden überzeugte meinen Vater. Es dauerte nicht lange und die Maschinenhalle war ein Offenstall und die Pferde zogen ein. Es dauerte wieder nicht lange und sie zog unfreiwillig wieder aus. Es war schnell klar, dass Ihre und meine Vorstellungen nicht passten. Und dann waren wieder alle Themen bei meinem Vater da. Wie soll denn hier Geld verdient werden, diese Haflinger machen, außer Fressen, nicht wirklich was. Dass ein Pferd nicht mal die Hinterhufe gab, was ich mit meiner Hufschmiedin in kürzester Zeit hinbekam, wollte er nicht sehen. Und das war nur ein Beispiel von vielen.


Mir jedoch gab dieses Zusammensein mit den Pferden so viel Kraft, dass ich mich immer wieder auftanken konnte, wenn die Situation auch noch so aussichtslos erschien. Die Pferde vermittelten mir genau den Impuls den ich brauchte um einen Schritt voranzugehen. Ich entdeckte eine Stille bei den Pferden, die ich nur von meiner Kindheit her kannte, als ich allein mit unserem Hund um die Wälder zog. Nur die Gegenwart der Pferde war einfach vollkommen. Was würde ich nur ohne meine Zwei machen.


Und so kam es, dass mir der Hof überschrieben wurde, mit all der Verantwortung, dass es lief. Uns so kamen die Einschränkungen, da ich jeden Monat meine Fixkosten hatte. Es war sehr schnell ernüchternd, dass in der Landwirtschaft gar nichts geht ohne den effektiven Finanzplan. Eine Baugenehmigung ist an vielen Vorgaben gekoppelt. Und ich wohnte ja noch 20 km entfernt. Sollte ich es jetzt doch mit Pensionshaltung probieren. Ein Sachkundenachweiß für Pferde ist auch so eine Vorgabe. Bei dieser Prüfung machte ich die Erfahrung, dass mit Hilfe der Engel, dem großen Geist oder dem Göttlichen, alles möglich ist. Denn ich merkte, dass ich von herkömmlichen Pferdewissen nicht viel Ahnung hatte. Wobei die von Instinkt und Impuls oder Stärkung der Auszubildenden Pferdemädchen, nicht viel Ahnung hatten. Mit Herz und Verstand stürzte ich mich in meine Vorhaben, wobei der Verstand übernahm. Wollte ich doch im Herbst einsähen und im Frühjahr sollten die ersten Pferde kommen. Die nächsten Pferde kamen jedoch im Herbst und einsähen ging nicht, da der Boden zu trocken war und kein Regen sich einstellte. Die Ruhe im Stall war auch weg, da sich zwei mit ihrer eigenen Wahrheit trafen, was auch die Pferde spiegelten.


Ich fand einfach keine Kraft mehr, mir wuchs alles über den Kopf. Jeder wollte irgendetwas von mir was ich doch alles versprochen hatte. Dass ich auch einmal ein unterstützendes Wort gerne gehört hätte, interessierte niemanden. Dass alles seine Zeit braucht interessierte auch nicht. Und so lief ich tagelang weinend und mit Hund durch unseren Wald. Ich merkte, dass ich immer leichter wurde. Ich fand wieder meine Anbindung nach oben, ich könnte ganze Bücher füllen mit Gedanken und Gesprächen, die ich in dieser Zeit führte.


Und ich merkte wie die Kraft zurückkehrte, ich habe den Hof nicht zufällig bekommen, sonst hätte ich ihn nicht. Der Hof ist für eine neue Aufgabe bereit, da haben Zweifel und Ängste einfach keinen Platz. Der junge Hoferbe des Nachbarshofs kann sogar mit meiner Idee was anfangen und hat auch Idee, die sich ganz gut damit verknüpfen lassen können, da er fit im Ackerbau ist. Dieser Hof war noch um 1900 noch ein Hof, also sind die gleichen Ahnen am Werk.


Und ich sehe mich wieder auf meiner Bank, wo ich mit meiner Herde in den Sonnenuntergang schaue.


Oh wie kitschig und sooo schööön.


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