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  • AutorenbildAngela Brückl

Die, die immer lacht


Als ich den Song hörte, wusste ich, das passt. Ich habe es gelernt nur noch meine Sonnenseite zu zeigen, alles andere war in der Gesellschaft nicht gerne gesehen. Schwäche und Verletzlichkeit waren keine Eigenschaften mit denen man nicht punkten kann. Eine Freundin sagte, sie möge solche Lieder nicht, die immer den gleichen Text singen, es sei so primitiv. Ich sagte nur es sei ehrlich.


Genau so ist das Leben primitiv, es ist so einfach, alles hat zwei Seiten. Wir sind mittlerweile eine Gesellschaft, die aber nur eine Seite haben will, das macht das Ganze kompliziert. Auch ich habe das gelernt und habe mich darauf konzentriert nur noch diese eine Seite zu zeigen. Ich war die Powerfrau die unendlich viel Energie hatte und sich keine Erholung gönnte. Zu mir wurde auch mal gesagt, dass diese Power und Freude doch gespielt sein musste. Ich war echt so, die andere Seite von mir lebte ich genauso ich zeigte sie nur nicht. Wer diese Seite sehen durfte? Das waren meine Tiere, bei Ihnen füllte ich mich geborgen, dass ich Ihnen meine schwache Seite auch zeigen konnte. Doch als ich auszog, hatte ich auch keine Tiere mehr um mich und so lenkte ich mich ab und unterdrückte das traurige Gefühl. Irgendwann rebellierte der Körper und zwang mich zum Hinschauen. Ich konnte meinen Job nicht mehr machen und weinen war an der Tagesordnung.


die immer lacht, die immer lacht, die immer lacht, die immer lacht, oh die immer lacht, oh die immer lacht und nur sie weiß, es ist nicht wie es scheint, oh sie weint, oh sie weint, sie weint, aber nur, wenn sie alleine ist, denn sie ist die eine die immer lacht….(Kerstin Ott)


Erst jetzt habe ich kapiert, dass ich eigentlich nur die starke Seite gezeigt habe. Die Männliche Seite war für mich richtig. Ich habe mich viel lieber mit Männer unterhalten, wollte ich doch so sein wie sie, stark. Schwache Männer lehne ich ab. Natürlich hat mir das oft Eifersucht auf der anderen Seite eingebracht, hatten diese Frauen doch Angst um ihre Männer. Mir war er sehr wichtig, was das männliche Geschlecht von mir hielt, hielt ich es doch als überlebensnotwendig. Männlich war für mich stark. Stark sein wollte ich. Die Frau, hielt ich schwach und wollte nicht so sein. Auch weinen hielt ich für schwach. Es gelang mir sehr gut mich auf der Bühne des Lebens so zu zeigen, wie ich meinte so soll man sein. Doch dieser Song erreichte meine Seele. Mittlerweilen lebe ich meine andere Seite sehr oft, meist im Verborgenen. Aber es ist in Ordnung ich bin ein Geschenk für meine Mitmenschen, wenn die Lustige, die nur so vor Energie strotzt, die Mitreisende, die Bühne betritt. Zum Weinen bin ich gerne allein, ich muss mir nur den nötigen Freiraum nehmen. Tränen sind so heilsam, gibt nichts was unterdrückt werden soll. Es ist wie wenn man nach einem anstrengenden Tag eine frische Dusche nimmt und wieder völlig neu geboren ist. Es ist nur ein Glaubenssatz, dass die Frau schwach ist. Natürlich war ich auch oft schwach, war ich ja eine Frau. Ein völliges Umdenken brauchte ich um meine weibliche Vorzüge schätzen zu lernen, was mich jetzt stark macht und ich so keine Angst mehr vor der Schwäche zu haben, es ist nur eine Sichtweise, nicht mehr und nicht weniger.

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